Altenpflege darf in Krise nicht vergessen werden

Beteiligung auf Augenhöhe im Krisenstab und Ausstattung mit Schutzmaterialien dringend geboten

Die Altenpflege in Hessen steht angesichts der Corona-Pandemie vor einer historischen Belastungsprobe. Im Krisenmanagement der Landesregierung spielt sie jedoch eine untergeordnete Rolle. „Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte dürfen in der Krise nicht im Stich gelassen werden“, so Liga Vorstandsvorsitzende Dr. Yasmin Alinaghi am Donnerstag in Wiesbaden. Eine Beteiligung auf Augenhöhe mit den Krankenhäusern und der Ärzteschaft im Krisenstab, klare gesetzliche Regelungen und vor allem eine angemessene Ausstattung mit Schutzausrüstung seien bitter nötig.
„Es ist gut und sinnvoll, dass die Krankenhäuser und die niedergelassenen Ärzte jetzt die Aufmerksamkeit und Unterstützung der Politik bekommen“ stellt Ralf Geisel, der Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste in Hessen klar. „Wenn aber die Versorgung der pflegebedürftigen und erkrankten Menschen in den Pflegeheimen durch die ambulanten Dienste zusammenbrechen würde, wäre jedes noch so gute medizinische Versorgungssystem sehr schnell am Ende.“
Die Wohlfahrtsverbände in der Liga Hessen und der bpa beklagen derzeit einen gravierenden Mangel an Schutzausrüstung, der die Versorgung alter und behinderter Menschen in der ambulanten und der stationären Pflege akut gefährdet. Es fehlt an Grundausstattung, wie etwa Desinfektionsmitteln, Einmalhandschuhen und Schutzkitteln. Im Verdachtsfall oder im Fall einer tatsächlichen Infektion bräuchte es darüber hinaus spezielle Schutzmasken mit Partikelfilter, Schutzanzüge sowie Schutzbrillen. Diese sind bisher gar nicht verfügbar.
Die Liga-Verbände und der bpa als Verband der privaten Pflegeeinrichtungen halten mit Blick auf die enormen Herausforderungen im Pflegebereich eine gleichberechtigte Beteiligung im Krisenstab der Landesregierung für zwingend geboten. „Wir haben unsere Unterstützung schriftlich angeboten, jedoch keine Rückmeldung erhalten“, so Liga-Vorstandsvorsitzende Alinaghi.
Denn dann könnten auch schneller klare gesetzliche Regelungen, etwa ein landesweites Besuchsverbot für stationäre Einrichtungen, diskutiert und beschlossen werden. Derzeit liegt die Verantwortung bei den Einrichtungsleitungen, die die eigentlich großzügigen Besuchsregelungen über das Hausrecht regeln, um Bewohner*innen und Mitarbeitende bestmöglich zu schützen.
„Die Eirichtungsleitungen fühlen sich auch an dieser Stelle von der
Landesregierung im Stich gelassen. Hier braucht es Rechtssicherheit.“